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1. Münchner Demokratie Konferenz im Prinz-Carl-Palais
Mit einem enthusiastischen Plädoyer für die freiheitliche Demokratie stimmte der Philosoph und Publizist Michel Friedman die Gäste der 1. Münchner Demokratie Konferenz in seiner Keynote auf die Veranstaltung ein. Unter dem Motto „re/CHARGE Society“ lud die Conference of European Rabbis gemeinsam mit der Stiftung Wertebündnis Bayern zu diesem neuen Format ins Prinz-Carl-Palais in München ein. Friedman hob die Vorzüge der modernen Demokratie, wie wir sie seit der Aufklärung kennen, hervor, die neben der Freiheit auch die Gleichheit als zentralen Grundsatz beinhalte und den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt stelle. Eindrücklich wies er aber auch darauf hin, dass die Demokratie sich selbst abschaffen kann. Gegenwärtig sehe er diese Gefahr, sei aber noch optimistisch. Jeder Einzelne sei gefordert, am Arbeitsplatz, in der Familie, in der Nachbarschaft das Gespräch und ja, auch den unbequemen Streit, zu suchen. Keiner kenne die letztgültige Wahrheit und konstruktiver Streit setze die Anerkennung dieses Grundsatzes und die Anerkennung des Gegenübers als Mensch voraus. Friedmans Worte sind ein Appell, für gegenseitigen Respekt, für Freiheit, für Gleichheit und Menschenwürde auf- und einzustehen. „Kann ich mich auf Sie verlassen? Ich kann Ihnen sagen, dass Sie sich auf mich verlassen können“, gab er den rund 100 Gästen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen mit auf den Weg.
Im nachfolgenden Panel diskutierten Dr. Ludwig Spaenle, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe, Prof. Dr. Stephan Bierling, Professor für Internationale Politik und transatlantische Beziehungen an der Universität Regensburg und Silke Zimmermann, Mitglied des Vorstands der Nemetschek Stiftung was wir konkret gegen die „autoritäre Versuchung“ vorbringen können. Aus politikwissenschaftlicher Perspektive sah Bierling das Problem des Auseinanderklaffens der artikulierten Interessen der Bürgerinnen und Bürger einerseits und den politischen Ergebnissen andererseits. In der politischen Bildung identifizierte Silke Zimmermann noch unausgeschöpftes Potenzial. Sie plädierte unter anderem für einen intensiveren institutionalisierten Austausch zwischen politischen Bildnern und politisch Verantwortlichen. Dr. Spaenle hob hervor: „Wir sind an einem Kipppunkt angekommen. Wenn deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger jüdischen Glaubens haftbar gemacht werden für das, was im Nahen Osten passiert; wenn Israel als das Böse schlechthin dämonisiert wird – dann sind rote Linien überschritten.“
Die anschließende kontroverse Diskussion im Plenum löste die Forderung Friedmans nach konstruktivem Streit ein.
Das interreligiös besetzte Panel 2 beschäftigte sich mit der Frage des Einflusses von Religion und Familie auf die Wertvorstellungen junger Menschen. Das letzte Panel setzte sich mit der Rolle digitaler Plattformen im Kampf gegen Desinformation, Hass und Hetze auseinander.
Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt fasst die Erkenntnisse des Tages zusammen und knüpfte an die Eröffnungsworte an, als er sagte: „Wer nicht in einer Autokratie gelebt hat, läuft Gefahr, die freiheitliche Demokratie nicht genug wertzuschätzen.“
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Fotocredit: Robert Gongoll