Ziele
Das Ziel ist, den Zugang zu Informationen, Kontakten und Netzwerken der Arbeitswelt zu erleichtern, um die Integration gut qualifizierter Migrantinnen in den Arbeitsmarkt zu unterstützen. Das bedeutet für die Zielgruppe der gut qualifizierten Migrantinnen konkret:
- Information über die Arbeitswelt in Deutschland zu vermitteln,
- Orientierung auf dem Arbeitsmarkt zu schaffen,
- die mitgebrachten Erfahrungen in den Vordergrund zu stellen,
- die fachliche Sprachfähigkeit zu verbessern,
- das Selbstvertrauen zu stärken,
- durch Networking ein erstes soziales und berufliches Netz anzubieten, das den Frauen eine entsprechende professionelle Integration in der deutschen Arbeitswelt vor Ort erleichtert,
- Beratung und Begleitung auf dem Weg zum (Wieder)Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt zu gewährleisten.
Das Projekt geht aber über die individuellen Ziele hinaus, und strebt nach wertorientierten gesellschaftlichen Zielen:
- Gegen Diskriminierung und strukturelle Benachteiligung von Migrantinnen auf dem Arbeitsmarkt zu kämpfen.
- Chancengleichheit in der Migrationsgesellschaft zu schaffen: weniger Ungleichheit zwischen migrierten und nicht-migrierten Personen
- Durch die Bereicherung der deutschen Arbeitswelt den Wert von Diversität für die und in der Gesellschaft zu zeigen.
- Förderung der Integrationsprozesse durch das Miteinander der Mentorinnen und Migrantinnen zu stärken.
- Das Projekt versteht sich auch als ein Beitrag zur allgemeinen Chancengerechtigkeit zwischen den Geschlechtern
- Zu zeigen, es lohnt sich für ein selbstbestimmtes Leben, auch in finanzieller Hinsicht, zu arbeiten
- Den Wert der Solidarität und der Zusammenarbeit zwischen Frauen, Kolleginnen und Kollegen als Form des Zusammenlebens und gesellschaftlichen Vorankommens zu schaffen
- Die Bedeutung vom Zugang und der gleichberechtigten Partizipation und Teilhabe an dem wirtschaftlichen Sektor für ein glückliches Leben zu betonen.
- Ein Zeichen als Beispiel (Role Model) für neu angekommene Migrantinnen zu setzen:
Deine (familiäre) Herkunft und dein kultureller Hintergrund sollten keine Hindernisse für deine Entfaltung und deinen (beruflichen) Lebensweg darstellen! Migrantinnen, die ihren Integrationsprozess bereits weiter gestaltet haben, dienen als Vorbilder und motivieren, die Mühen weiterer Integrationsschritte auf sich zu nehmen.
- Vernetzung der Projektpartner und Mitwirkung aller, um die speziellen Zugänge und Kompetenzen ins Projekt einzubinden.
- Etablierung einer Steuerungsgruppe, mit jährlich mindestens drei digitalen bzw. analogen Treffen.
In Deutschland angekommen müssen Migrantinnen sich oft "neu erfinden"- die deutsche Sprache lernen, sich neue gesellschaftliche Werte/Normen aneignen, sich in einem unbekannten Schul- und Bildungssystem zurechtfinden. Das kostet Zeit und Energie. Bei geflüchteten Frauen kommt als weitere Belastung noch die Folge der Flucht wie Trauma und Depressionen dazu, die Spuren in ihren Biographien hinterlassen. Von dieser Erfahrung bleibt keine Migrantin verschont, auch nicht die gut qualifizierte. Gegen die verbreitete Meinung, gut ausgebildete Migrantinnen hätten bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt aufgrund ihrer Bildungshintergründe, erleben auch sie einen langen Kampf auf der Suche nach beruflichem (Wieder-) Einstieg. Die Schwierigkeiten, beruflich „Fuß zu fassen“, die kaum vorhandene Fachsprachkompetenz, fehlende Netzwerke oder die Verdrängung in „ethnisch“ kompatible, aber schlecht bezahlte Berufe, führen zur Dequalifizierung, zum Verlust der Autonomie und des Selbstvertrauens.
Viele der Migrantinnen, welche unsere Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen aufsuchen, beklagen sich über ihre unfreiwillige Arbeitslosigkeit. Entgegen dem Vorurteil, wonach Migrantinnen schlecht qualifiziert sind, verfügen viele dieser Frauen über gute Ausbildungen und Qualifikationen. Ihre ausländischen Diplome werden oft nicht anerkannt. Im Jahr 2021 wurden von 39.327 Anträgen auf Anerkennung der ausländischen Berufsqualifikation 52 Prozent mit voller Gleichwertigkeit und 11 Prozent mit teilweiser Gleichwertigkeit anerkannt. 35 Prozent werden mit der „Auflage“ einer Ausgleichsmaßnahme (zum 31. Dezember 2021 noch nicht absolviert), 2 Prozent werden negativ beschieden (https://www.anerkennung-in-deutschland.de/html/de/pro/statistik-bund-laender.php). Der Einstieg in das Arbeitsleben ist z.B. durch den Aufenthaltszweck „Ehe“, der oft keine Arbeitstätigkeit vorsieht, erschwert. Zudem führen Nicht-Anerkennung ausländischer Diplome, Beratungs- und Informationsdefizite in Arbeitsmarktfragen sowie geringe Kontakte zur Arbeitswelt und gleich qualifizierten Frauen dazu, dass Migrantinnen selten eine ihrer Ausbildung entsprechende Stelle finden. Bei der Orientierung auf dem Arbeitsmarkt und der Planung der beruflichen Perspektive sind Migrantinnen seitens staatlicher Institutionen oft mit schwer zu verstehenden und teils widersprüchlichen Anforderungen konfrontiert. Zudem können sie nicht auf Kontakte aus der Schul- und Studienzeit zurückgreifen und müssen Netzwerke neu knüpfen. Trotz vieler Verbesserungen in den vergangenen Jahren besteht weiterhin Handlungsbedarf. Denn die Arbeitslosigkeit von Migrantinnen und Migranten liegt noch immer deutlich über dem Niveau der Deutschen.
IN VIA Bayern e.V. möchte mit Hilfe von Berufsmentoring die Arbeitsmarktintegration von Migrantinnen verbessern. Im Projekt MumM! erhalten Migrantinnen Informationen, knüpfen Kontakte und pflegen neue Netzwerke in der Arbeitswelt. All dies unterstützt sie bei der Suche nach einer Stelle, die ihren Qualifikationen entspricht.
Der innovative Ansatz liegt in der Einbeziehung deutscher Fachkräfte aus diversen Berufen für das Berufsmentoring der Zielgruppe der gut qualifizierten Migrantinnen. Am Mentoringprogramm sind regionale Akteure, wie z.B. Migranteninitiativen, Unternehmen und Ehrenamtliche beteiligt.
Eine weitere Besonderheit ist das Zusammenspiel zwischen theoretischer Wissensvermittlung und der persönlichen 1:1 Begleitung seitens der Mentorinnen – Menschen, die zuhören, motivieren und vor allem in schwierigen Phasen helfen, nicht aufzugeben.
Digitale Formate spielen in unserem Konzept auf allen Ebenen eine wichtige Rolle: z.B. Teilnehmerinnen Akquise, Workshops, Treffen zwischen Mentorinnen und Mentees, Informations- und Bewerbungsunterlagen, digitale Jobportale, Berufs- und Karrierenetzwerke etc.
Gut qualifizierte Migrantinnen (Mentees) mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung oder einem abgeschlossenen Studium und guten Deutschkenntnissen (mind. B1 Niveau).
Die Zielgruppe der gut qualifizierten Migrantinnen wird unserer Erfahrung nach von der staatlichen Integrationspolitik zu wenig berücksichtigt: Die beruflichen Eingliederungsmaßnahmen der Arbeitsagentur haben vielmehr die berufliche Umqualifizierung von ausländischen Frauen als Ziel, weil man damit auf den Fachkräftemangel z.B. in Gesundheits- und Pflegeberufen reagieren will. Dies entspricht nicht den Bedürfnissen gut ausgebildeter Migrantinnen. Das Projekt MumM! geht dagegen exakt auf diese Bedürfnisse ein.
Aus Mangel an den richtigen Informationen und den richtigen Netzwerken sowie aus einer finanziellen Not heraus, sind Migrantinnen oft gezwungen, sich allein auf den Weg zu machen, der sie meistens in schlecht bezahlte Jobs führt. Das Projekt MumM! versorgt sie mit Informationen, Begleitung und Ermutigung. Um die Zielgruppe zu erreichen, werden wir auf unsere Netzwerke vor Ort zurückgreifen: Migrationsberatungsstellen, Migrantenorganisationen- und Vereine, Integrationsbeiräte/Migrationsräte, Arbeitsagenturen.
Gut qualifizierte, berufstätige Frauen (Mentorinnen) mit Interesse an der Zusammenarbeit mit einer gut qualifizierten Migrantin.
Die Mentorinnen arbeiten im Projekt ehrenamtlich. Sie sind im selben oder in einem verwandten Berufsfeld tätig, das der beruflichen Qualifikation der Mentees entspricht. Das ist ausschlaggebend für die Bildung der Duos. Ziel ist es, einen Mentorinnenpool aufzubauen, der heterogen zusammengesetzt ist.
Das Projekt soll als Pilotprojekt in Ingolstadt für zwei Jahre durchgeführt werden. Eine Honorarkraft übernimmt die Projektkoordination. Sie wirbt und begleitet vor Ort die teilnehmenden Migrantinnen und Mentorinnen. In zahlreichen Netzwerken informiert sie über das Projekt. Sie organisiert die Auftakt- und Schlussveranstaltung, sowie die Workshops: sucht nach entsprechenden Referenteninnen und Referenten und organisiert im Bedarfsfall die Kinderbetreuung.
Die Koordinatorin berät in Einzelgesprächen und hilft begleitend zu den Workshops bei Einzelproblemen (Berufsanerkennung, Stellenrecherche, Bewerbungen).
Gewinnung von 10 bis 15 Migrantinnen als Teilnehmerinnen und entsprechenden ehrenamtlichen Mentorinnen.
Parallel zur Begleitung der Migrantinnen, setzt IN VIA Bayern e.V. einen Fokus auf die Sensibilisierungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Die Mentorinnen sensibilisieren als Multiplikatorinnen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Institutionen, Freundeskreise etc. Politik, Gesellschaft und insbesondere die deutsche Privatwirtschaft werden auf die Chancen der Vielfalt aufmerksam gemacht. Statt auf die Defizitorientierung wird der Blick hin zur Talent und Ressourcenförderung gelenkt.
IN VIA Bayern e.V. Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit
Maistraße 5
80337 München
Fon +49 (89) 5126619-11
Fax +49 (89) 5126619-29
info@invia-bayern.de
AGABY - Arbeitsgemeinschaft der Ausländer-, Migrantenund Integrationsbeiräte Bayerns
Deutscher Caritasverband Landesverband Bayern e.V.
Am Ende des Projekts wird evaluiert, um Informationen über den Erfolg des Projektes MumM! ermitteln zu können und gegebenenfalls die Angebote anzupassen. Die Evaluation wird daraufhin ausgerichtet sein, dass sichtbar wird, ob und wie viele Migrantinnen in ein Arbeitsverhältnis gemündet sind. Es wird eine Abschlusskonferenz mit einer Gesamtbilanz geben.
Diese Ergebnisse sollen im Sinne der Nachhaltigkeit für die zukünftige Weiterführung des Projekts
am selben Standort oder andernorts in Bayern dienen. IN VIA Bayern e.V. ist als bayerischer Landesverband mit allen bayerischen IN VIA Verbänden intensiv im Kontakt und wird laufend über die Projektarbeit berichten und sich darüber hinaus dafür engagieren, dass sich das Konzept weiterentwickelt und etabliert.